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Ascom Eurit Headset - selbstgebaut

Wer gerne länger telefoniert, oder beim Telefonieren beide Hände frei haben will, hat sich sicher schon ein Headset gewünscht. Zu den Ascom ISDN Telefonen werden zwar welche direkt von Ascom angeboten, doch liegen diese preislich recht hoch (ab ca. 300DM). Da diese Headsets für professionelle Zwecke gebaut werden (Stichwort "Callcenter") sind sie den Preis vermutlich wert, doch für den Privatanwender in der Regel zu teuer.

Preiswerte Alternative

NC-50 Headset
Das NC-50 Headset
Da ich bereits mit dem Kauf von OS/2 Warp 4 ein hochwertiges Andrea NC-50 Headset für den Anschluß an eine Soundkarte bekommen habe, fing ich sehr bald an zu überlegen, ob man dieses nicht auch an das Telefon anschließen kann. Ein erster Test mit "fliegender" Verkabelung zeigte, daß das Mikrofon des Headsets perfekt am Eurit 30 funktioniert, der Hörer des Headsets das Telefongespräch jedoch nur sehr leise wiedergibt.


Der Bausatz

Für den Hörer benötigt man also einen kleinen Verstärker. Ich habe mir den Bausatz für den 1-Watt Mini-Verstärker von Conrad (Best.-Nr. 11 68 31-11) für 9,95 DM gekauft. Mit einer Leistung von 1 Watt ist er für den Kopfhörer zwar etwas überdimensioniert, wenn man aber den Ausgang des Verstärkers über ein zusätzliches Trimmpoti (den Wert weiß ich nicht mehr genau, ich denke es waren 100 Ohm) auf Masse legt, funktioniert der Verstärker hervorragend.

Den Verstärker habe ich dann in ein kleines Gehäuse eingebaut, welches zwei Klinkenbuchsen für das Headset, eine Klinkenbuchse für die Stromversorgung (Steckernetzteil), eine Westernbuchse für das Kabel des Telefonhörers und einen Umschalter enthält; außerdem wird ein Kabel mit einem Westernstecker herausgeführt, der anstelle des Kabels des Telefonhörers ins Telefon gesteckt wird.

Mit dem Umschalter wird zwischen dem Telefonhörer und dem Headset umgeschaltet, ich benutze dafür einen 2-fach Umschalter. Mit einem 3-fach Umschalter könnte man zusätzlich die Stromversorgung bei Headsetbetrieb einschalten, ich habe jedoch keinen solchen Umschalter gefunden, der noch in mein Gehäuse paßt.

Schaltskizze
Die Schaltskizze habe ich anhand meiner Erinnerung und einigen Messungen an den Ein- und Ausgängen erstellt. Ich kann leider keine Korrektheit gewährleisten. Die Grafik wurde von Volker Arndt nach einer Handzeichung von mir erstellt. Vielen Dank, Volker!
Die Verschaltung ist (hoffentlich) der Skizze rechts zu entnehmen. Der Kasten mit dem Dreieck ist der Verstärker, die beiden Umschalter bilden natürlich eine Einheit (2-fach Umschalter). Die Farben entsprechen den Farben eines vorgefertigten Telefonkabels mit Westernsteckern, das ich "geschlachtet" habe. Wenn man den Westernstecker so vor sich liegen hat, daß die Kontakte oben liegen und die Kabelzuführung vom Körper weg zeigt, dann haben die Kabel von links nach rechts die folgenden Farben:

gelb - grün - braun - weiß

Abgleich

Nach dem Aufbau des Verstärkers und der Verkabelung der Anschlüsse sollte man die Lautstärke des Kopfhörers mit den beiden Potis so einstellen, daß sie angenehm laut ist und kein störendes Rauschen zu hören ist. Man kann das Poti des Verstärkers von außerhalb des Gehäuses zugänglich machen, um die Lautstärke im Betrieb zu regeln. Nach meiner Erfahrung ist es aber ausreichend, einmal einen guten Mittelwert einzustellen, da man die Lautstärke ja auch am Telefon über die "Plus" und "Minus" Tasten steuern kann.

Variationen

  1. Anderes Headset
  2. Nun wird nicht jeder Eurit Besitzer das Andrea Headset besitzen. Es werden inzwischen diverse Headsets für den Anschluß an die Soundkarte als Computerzubehör verkauft (einige Headsets sind in den "VoiceType Tips und Tricks" beschrieben); bei den Billigmodellen mit Preisen unter 20,- DM darf man sicher keine Wunder erwarten, aber einen Versuch dürfte es wert sein. Ich weiß nicht, ob an Soundkarten unterschiedliche Mikrofone angeschlossen werden können, unter Umständen muß man bei einem anderen Headset auch noch einen Mikrofonverstärker benutzen.

    Falls die Belegung des/der Stecker(s) vom Headset unbekannt ist, kann man leicht mit einem Multimeter die Belegung ermitteln; das Mikrofon ist hochohmig, der Kopfhörer niederohmig.

  3. Anderes Telefon
  4. Das Headset funktioniert natürlich nicht nur am Ascom Eurit, sondern auch an anderen Telefonen. Die Belegung des Kabels zum Hörer variiert allerdings von Hersteller zu Hersteller. Hier muß man einfach mit einem Multimeter messen, um die Belegung herauszufinden.

Unterstützung und Rückmeldungen

Wenn jemand mit Hilfe dieser Anleitung ein Headset an sein Telefon anschließt, wäre ich für eine Rückmeldung dankbar (entweder per Email oder als Kommentar zu dieser Seite). Besonders interessant sind Erfahrungen mit anderen Headsets und Telefonen mit den notwendigen Änderungen.

Schlußgedanken

Auch wenn man mit so einem Headset am Telefon sehr viel bequemer telefoniert, merkte ich doch bald, daß noch etwas stört: Man ist weiterhin ans Telefon gebunden. Ich habe zwar versucht, das Kabel des Headsets so zu verlängern, so daß ich in meinem Zimmer herumlaufen konnte, doch endete dies schnell im Kabelsalat.

Siemens 1000H
Das Siemens 1000H Headset
Hauptsächlich aus diesem Grund habe ich dann zusätzlich zu meinem Eurit 30 eine Siemens Gigaset 1054 ISDN Anlage mit einem Mobilteil 1000C gekauft. Für dieses Mobilteil gibt es nämlich auch ein Headset (Siemens 1000H), welches mit 99,- DM im Preis moderat ist. Es ermöglicht einem, sich freihändig mit dem Mobilteil am Gürtel durch die gesamte Wohnung zu bewegen. Ich habe mir zum Beispiel das Abwaschen oft durch ein Telefongespräch "versüßt" (inzwischen bin ich glücklicher Besitzer einer Geschirrspülmaschine).

Ein Nachteil dieser Lösung (vom Preis einmal abgesehen) ist das relativ locker sitzende Headset, welches nur mit einem Bügel hinterm Ohr festgehalten wird. Mir wäre ein Kopfbügel wie bei dem Andrea Headset lieber.

Viel gravierender ist jedoch, daß der Anschluß des Headsets sehr unglücklich gelöst ist. Zum einen muß man das Headset abnehmen, um das Mobilteil in die Ladeschale stellen zu können. Außerdem oxidieren die Kontakte im Laufe der Benutzung, so daß ich inzwischen oft Echos oder Rückkopplungen bekomme, wenn ich das Headset anschließe. Man muß dann solange am Adapter rütteln und wackeln, bis ausreichend Kontakt hergestellt ist. Warum Siemens statt einer einfachen Buchse (z.B. Klinke oder Western) am Mobilteil diese komplizierte und fehlerträchtige Lösung verwendet, ist mir schleierhaft.

Das Gigaset 1054 wurde durch die 2000er Gerätegeneration abgelöst und auch für das Mobilteil 2000C existierte ein passendes Headset. Es war ähnlich dem 1000H aufgebaut, jedoch etwas futuristischer im Styling.

Mit der aktuellen 3000er Gerätepalette geht Siemens teilweise einen neuen Weg. Das 3000C Mobilteil hat keinen Headsetanschluß mehr, sondern eine Freisprecheinrichtung. Auch wenn diese qualitativ akzeptabel sein sollte, halte ich ein längeres Telefonat per Freisprecheinrichtung für unkomfortabel, so daß ich ein Headset definitiv vorziehe (wenn auch eine Freisprecheinrichtung zusätzlich durchaus sinnvoll sein kann, z.B. wenn mehrere Leute gleichzeitig am Telefongespräch teilnehmen wollen).

Aber es gibt noch ein weiteres Mobilteil, das 3000micro, welches keine Freisprecheinrichtung sondern einen Headsetanschluß hat. Besonders erfreulich ist, daß diesmal der Anschluß in Form einer Klinkenbuchse benutzerfreundlicher und vermutlich auch weniger störungsanfällig geraten ist. So muß man das Headset auch nicht mehr entfernen, um das Mobilteil in die Ladeschale stellen zu können.


Externe Links zum Thema:




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